Minden (mt). Sei es die Bomebenevakuierung in Minden, der Kohlenmonoxid-Unfall in Rodenbeck oder der Gasalarm am ZOB: All diese "Katastrophen" hielten die Bereitschaft des DRK-Ortsvereins Minden auf Trab. Mehr als 15 000 Helferstunden und 520 Einsätze sind die Bilanz des Jahres 2014. Neben zahlreichen Terminen bei Volksfesten und anderen öffentlichen Veranstaltungen war ein Teil der Bereitschaft auch zur Hilfe für Flüchtlinge nach Bad Salzuflen ausgerückt.
Wie Ralf Sassenberg, Stellvertretender Vorsitzender und Kreisrotkreuzleiter, erklärt, habe der DRK-Ortsverein Minden derzeit 950 Fördermitglieder und 107 Aktive, wozu auch das Jugendrotkreuz gezählt wird. Mit 52 Einsatzkräften ist die Bereitschaft derzeit ausgestattet. Sanitätswachdienste, Blutspendetermine, die Unterhaltung des Kleidershops an der Stiftsallee 4 oder die niederschwellige Betreuung in der Seniorenwohnanlage "Haus Wesertal" am Simeonscarree gehören zu den Aufgaben.
"Früher kamen viele über den Wehrersatzdienst zu uns", sagte Sassenberg. Heutzutage laufe vieles über Mundpropaganda. "Wir versuchen, attraktiv für junge Leute und Junggebliebene zu sein." Das scheine offenbar zu gelingen, denn Nachwuchsprobleme gebe es nicht beim Ortsverein Minden.
So kam Isabel Falke (18) über den Erste-Hilfe-Kurs für den Führerschein zum DRK. "Ich war schon immer sozial engagiert und habe im Altenheim geholfen"., meint die angehende Abiturientin. Für den Flüchtlingseinsatz in Bad Salzuflen wurde sie im Immanuel-Kant-Gymnasium (Bad Oeynhausen) vom Unterricht freigestellt.
Als das Problem der Unterbringung von Kriegsflüchtlingen zu lösen war, hatte im September das Land Nordrhein-Westfalen auch den Mindener DRK-Ortsverein angefordert. In einer ehemaligen Klinik in Bad Salzuflen war eine Notunterkunft für Menschen aus 26 Nationen eingerichtet.
Sechs Tage war das Mindener Team im Einsatz, um Verpflegung auszugeben, Betten aufzustellen oder die Bedürftigen mit Kleidung zu versorgen. Die Arbeit lief im Schichtdienst rund um die Uhr. "Viele waren stark erkältet und hatten Fieber, da sie in kurzen Hosen aus Afrika gekommen waren", sagt Isabel Falke.
Sechs Tage war das Team im Einsatz, um Verpflegung auszugeben, Betten aufzustellen oder Kleidung zu besorgen.
Auch Sven Becker (18) war in der Flüchtlingsunterkunft aktiv. "Es war eine Extremsituation, die mir gezeigt hat, dass wir uns glücklich schätzen können, in einem sicheren Land leben zu können", mein der ehrenamtliche Rettungshelfer. Er selbst fand den Weg zum DRK über sein Engegement im Schulsanitätsdienst an der Freien Walddorfschule.
Für die Betreuung des Team war übrigens Simon Hücker (30) zuständig. Er ist der Chef der Bereitschaft des DRK-Ortsvereins. Beruflich bei einem Pflegedienst tätig, hat er in diesem Jahr viele Stunden ehrenamtlich geleistet. Ein Arbeitskollege hatte ihn vor fünf Jahren für die Organisation geworben, er ist mit Herzblut dabei.
Meist ist der Dienst der Rotkreuzler nicht ganz so spannend wie bei der Flüchtlingshilfe - aber trotzdem ebenso wichtig. Weit mehr als 4000 Helferstunden entfielen im Jahr 2014 auf die Ausbildung. Weitere 4000 Stunden waren dem Sanitätswachdienst bei Veranstaltungen gewidmet. Präsenz bei der Mai- und Herbstmesse, bei der Gourmetmeile, beim Weserlieder-Open-Air oder dem Mindener Freischießen gehörten zur Pflicht. Nicht nur dafür, sondern auch für Krankentransport und Blutspendetermine hat der Ortsverein Minden je einen eigenen Kranken- und Mannschaftswagen.
So wie die Mitglieder ist auch der Vorsitzende des Mindener Ortsvereins ehrenamtlich tätig. Es ist der langjährige Vizepräsident des Verwaltungsgerichts Minden, Carl-Wilhelm Mahncke. Vor sieben Jahren ging er in den Ruhestand. Was ihn zum Ehrenamt beim DRK bewog? "Ich wollte mich als Pensionär nützlich machen", sagt Mahncke. Das hat er getan.
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